Kontakt:
Erika Alsbach Tel. 02685 70131
Wir betreuen seit 1990 einen Amphibien-Schutzzaun am Ahlbach bei Flammersfeld (Kreis Altenkirchen). Eine Kreisstraße führt hier eng an einer Teichkette vorbei. In der Vergangenheit kam es hier zu sehr vielen Verkehrsopfern, weshalb wir die Betreuung einer etwa 600 m langen Straßenstrecke übernahmen. Der NABU erwarb entsprechende Krötenzäune, die jedes Jahr neu aufgestellt werden. Die Amphibien fallen in die in regelmäßigen Abschnitten in der Erde eingelassenen Eimer und werden 2 x am Tag dank vor Ort tätiger Helfer in ihr angrenzendes Laichgewässer getragen.
Die aus der folgenden Tabelle entnehmbaren Zahlen zeigen auffällige Trends. Die Zahl der wandernden Erdkröten hatte dank der Schutzbemühungen über einen längeren Zeitraum stetig zugenommen:
Von ca. 1230 Exemplaren in 1991 auf 3704 in 2005! Seit 2010 ist ein stetiger Rückgang zu beobachten auf 1007 Tiere im Jahr 2014. Auch in anderen Zeiträumen sind starke Schwankungen deutlich
erkennbar, jedoch ist der Rückgang nicht so stark und kontinuierlich wie in den letzten Jahren.
Die Zahl der wandernden Grasfrösche bleibt seit Jahren auf einem unbedeutend niedrigen Niveau:
von einstmals schon hohen Zahlen um 500 Exemplare zu Beginn der 90-er Jahre , zeigte 1996 einen sprunghaften Anstieg auf 2442 Tiere, um seit dem kontinuierlich auf 0-10 Exemplare in
2003-2013 abzusinken.
Ein ähnliches Bild wie der Grasfrosch zeigen die Molcharten (Arten wurden bei den Hilfsmaßnahmen nicht unterschieden): Deren Zahl sank kontinuierlich von ca. 300 Tieren im Jahr 1991 auf 1-5 Tieren in den Jahren 2010-2013.
Die auffälligen Bestandseinbrüche bei Grasfrosch und Molcharten lassen sich wahrscheinlich durch Bewirtschaftungsänderungen an den Laichgewässern erklären. Am Anfang unserer Bemühungen
bestand eine brach liegende Fischteichkette. In der Folgezeit hat sich an den meisten Teichen ein Besitzerwechsel ergeben mit einer starken Intensivierung des Fischbesatzes (meist Forellen).
Anzunehmen ist, dass dem Fraßdruck der Fische lediglich die Krötenlarven nicht zum Opfer fielen, da im Unterschied zu den heimischen Frosch- und Molcharten die Larven der Kröten (wie die
Alttiere auch) Giftstoffe in ihrer Haut haben.
Daneben konnten aber in jedem Jahr auch weitere Beeinträchtigungen beobachtet werden, die sich ebenfalls auf das Wanderaufkommen auswirkten. Auch griffen für Grasfroch und Molcharten seit dem
Jahr 2000 erste biotopverbessernde Maßnahmen im Umfald.
Auch die Gesamtzahl der über die Straße geholfenen Amphibien kann sich sehen lassen: In 24 ausgewerteten Jahren (f. 1991 keine Daten mehr) waren es 55072 Tiere !
Da einerseits die Helfer mittlerweile oft aus gesundheitlichen Gründen Schwierigkeiten hatten, zur Hauptwanderphase zur Stelle zu sein, andererseits die Bewirtschaftung der Teiche mit einem
Besitzerwechsel wieder stark intensiviert wurde, wurden 1998 zwei Flachteiche (je etwa 10 x 10 m und 0,3 m tief) als Ausweichlebensraum westlich der Straße auf unsere Anregung im Rahmen von
Ausgleichsmaßnahmen angelegt. Solche Flachgewässer sind allerdings mehr für den Grasfrosch geeignet. Der laichte bald auch in sehr großer Zahl ab. Ebenfalls konnten hier Teichmolch,
Fadenmolch und Bergmolch in größerer Anzahl angetroffen werden. Dagegen präferiert die Erdkröte etwas größere und tiefere Gewässer
Eine zweite Initiative für Ausgleichsgewässer starteten wir 2004. Im Oktober 2004 wurde durch die VG Flammersfeld eine nach Plänen des NABU konzipierte Weiherkette ausgehoben, die am 8.
November des selben Jahres zusammen mit Herrn Bgm. J. Zolk, dem damaligen Leiter der Verbandsgemeindewerke K. Ramseger, dem damaligen Vorsitzenden unserer NABU-Gruppe I. Vollmer, sowie dem
Leiter der NABU-Arbeitsgruppe Flammersfeld, Herrn Dr. vet. H. Becker zusammen eingeweiht werden.
Entwicklung der Ersatzweiher am Pumphaus 2005 bis 2010
Auf den offenen feuchten Erdflächen siedeln sich 2005 einige dafür typische konkurrenzschwache Pflanzen an. Darunter die seltene Borstige Schuppensimse.
Um langfristig den Wanderdruck der Erdkröte von den Fischteichen etwas wegzunehmen und auf die neuen Weiher umzulenken, wird ab 2006 Laich aus den Fischteichen entnommen und in die neuen
Gewässer eingesetzt.
Grasfrösche hatten 2006 die Gewässer schon als Laichbiotop angenommen. Mindestens 25 Laichballen wurden gezählt.
In 2007 hat die Zahl der hier ablaichenden Grasfrösche zugenommen: 117 Laichballen wurden in den 3 Kleingewässern gezählt, dagegen erst 1 Erdkröten-Laichschnur.
Die Ufervegetation aus kleineren Röhrichtpflanzen wie Flutender Schwaden und Flatter-Binse decken die Ränder. Daneben hatte sich Rohrkolben und Laichkraut etabliert. Der Rohrkolben wurde
sicher von unbekannten Personen eingebracht, wahrscheinlich gilt das auch für das Laichkraut.
Das Einsetzen fremder Pflanzen und Tiere ist verboten!
Das Einsetzen von Pflanzen und Tieren führt in der Regel zu unerwünschten Konkurrenzsituationen, die den Lebensraum für die hier zu schützenden Amphibien einengen oder sogar vernichten.
Fische fressen Laich und Quappen, eingebrachte Röhrichtpflanzen wie der Rohrkolben expandieren so stark, dass die offene Wasserfläche verschwindet.
Das Ausbringen ist auch nach Bundesnaturschutzgesetz verboten (Ausnahmen wie die von uns durchgeführten Umsiedlungen von Erdkröten müssen durch die Naturschutzbehörde genehmigt werden).
In den Folgejahren 2008-09 zeigte sich dan doch, dass die Gewässergröße für Erdkröten eher zu klein ist, da nach den Versuchen zum Umsetzen des Laichs nach 3-4 Jahren keine oder nur
Einzeltiere ablaichen. Auch setzt sich die Fläche der kleinen oberen Tümpel schnell mit Rohrkolben zu, der im Jahr 2008 in Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Arbeitern wieder entfernt wurde.
Für Grasfrösche und die bei uns vorkommenden Molcharten (Berg-, Teich- und Fadenmolch) ist es aber ein gern angenommenes Laichgewässer geworden. Als Schlussfolgerung sollte zumindest der
untere Weiher deutlich vergrößert werden bzw. noch weitere größere Gewässer geschaffen werden.
Entwickungen am Krötenzaun ab 2010
Aufgrund der anhaltend starken Wanderungen in Richtung der Fischteiche ist auch weiterhin eine Zaunbetreuung notwendig. Allerdings sind die Zahlen in den letzen Jahren rückläufig.
2010 erfolgte das Wandergeschehen bei der Erdkröte wegen eines sehr langen Winters explosionsartig in 14 Tagen, wobei dennoch die zweitgrößte Zahl in unserer Erfassungsgeschichte mit dem absoluten Tagesmaxima von 1010 Tieren wanderte. . Sorgen macht uns in diesem Jahr die Bestandsentwicklung bei den Grasfröschen, die in mehreren Ersatzgewässern außerhalb der Fischteiche laichen. 2010 wurden nur sehr wenige Laichballen registriert.
Auch 2012 war durch einen langen Winter geprägt. Die Wanderperiode setzte auch hier explosionsartig ein und zwar erst dann, wo in den vergangenen Jahren alles vorbei war (7.4.). Ob wir in
diesem Jahr zuvor in kleinen Mengen wandernde Arten nicht erfasst hatten, bleibt noch fraglich. Mit 1583 Erdkröten liegen wir erstmals wieder bei den niedrigen Zahlen aus der ersten Hälfte
der 90-er Jahre.
Der stete Rückgang seit 2010 erreicht in 2014 nur noch einen Wert knapp über der 1000-er Marke. 2016 wurde die 1000-er Marte erstmals unterschritten. Der stete jährliche Rückgang von ehemals
3600 ist sehr deutlich und bereitet uns entsprechend große Sorgen.
Wir hoffen dennoch, mit dem Engagement mehrerer Freiwilliger den Amphibien bei Flammersfeld weiter helfen zu können. Ein herzlichen Dank geht an das teils jährlich wechselnde Betreuerteam,
besonders an Dr. vet. Hans Becker (Flammersfeld) und Frau
Summerer für ihre langjährige Mitarbeit. Ebenfalls leisten die gemeinnützigen Arbeiter der VG Flammersfeld einen großen Beitrag, die immer zuverlässig zum Auf- und Abbau des Zaunes dabei waren.
Aktuell sucht die Gruppe wieder dringend neue Helfer.
Wer hätte noch Interesse bei diesen Hilfsaktionen mitzuarbeiten und dabei Amphibienschutz aus 1. Hand zu erleben?
Ansprechpartner:
Frau Sonja Trosiner, tel: 02685 70145
Frau Erika Alsbach, tel: 02685 70131
Wolfgang Born, tel: 0151 21057728
(Dr.vet. Hans Becker, tel: 02685 1646)
Wanderaufkommen in den Jahren 1990-2016
Jahr |
Kröten |
Frösche |
Molche |
Tiere |
Zeitraum |
Rückwanderung |
Tagesmaximum |
1990 |
1231 |
598 |
298 |
2127 |
2.3.-24.3. |
24.3. |
123 Kröten am 21.3. |
1992 |
1469 |
517 |
156 |
2142 |
3.3.-4.4. |
20.3. |
348 Kröten am 5.3. |
1993 |
1685 |
769 |
223 |
2677 |
11.3.-13.4. |
1.4. |
242 Kröten am 22.3. |
1994 |
1562 |
636 |
254 |
2452 |
28.2.-31.3. |
30.3. |
202 Kröten am 9.3. |
1995 |
1434 |
441 |
135 |
2010 |
28.2.-7.4. |
6.4. |
317 Kröten am 2.4. |
1996 |
1044 |
2442 |
132 |
3618 |
17.3.-21.4. |
10.4. |
322 Kröten am 24.3. |
1997 |
1905 |
135 |
38 |
2078 |
21.2.-22.3. |
15.3. |
348 Kröten am 5.3. |
1998 |
2485 |
180 |
49 |
2714 |
24.2.-2.4. |
1.4. |
311 Kröten am 4.3. |
1999 |
1789 |
140 |
26 |
1955 |
3.3.-1.4. |
28.3. |
409 Kröten am 14.3. |
2000 |
1883 |
65 |
32 |
1980 |
7.3.-29.3. |
24.3. |
295 Kröten am 9.3. |
2001 |
1971 |
301 |
38 |
2310 |
21.2.-1.4. |
29.3. |
384 Kröten am 17.3. |
2002 |
2377 |
138 |
8 |
2523 |
12.2.-29.3. |
22.3. |
341 Kröten am 19.3. |
2003 |
1164 |
9 |
1 |
1174 |
10.3.-29.3. |
20.3. |
184 Erdkröten am 26.3. |
2004 |
3016 |
10 |
17 |
3043 |
15.3.-23.3. |
nach 23.3. |
893 Erdkröten am 19.3. |
2005 |
3704 |
18 |
5 |
3727 |
16.3.-27.3. |
26.3. |
635 Erdkröten am 18.3. |
2006 |
2300 |
8 |
4 |
2312 |
26.3.-7.4. |
7.4. |
535 Erdkröten am 29.3. |
2007 |
1740 |
12 |
8 |
1760 |
24.2.-4.4. |
1.4. |
274 Erdkröten am 18.3. |
2008 |
1921 |
6 |
5 |
1932 |
26.2.-11.4. |
11.4. |
2 Wanderperioden mit 336 Erdkröten am 16.3. |
2009 |
1962 |
11 |
12 |
1985 |
26.2.-8.4. |
8.4. |
2 Wanderperioden mit den Maxima 276 Erdkröten am 15.3. und 366 Erdkröten am 3.4.; 6 Frösche am 7.4. |
2010 |
3619 |
10 |
4 |
3633 |
16.3.-29.3. |
28.3. |
Wegen langer Frostperiode bisher kürzeste Wanderzeit mit dem Maxima von 1010 EK am 21.3. und dennoch zweitgrößte Jahreszahl! |
2011 |
2502 |
9 |
5 |
2516 |
11.3.-4.4. |
4.4. |
3 Haupt-Wanderperioden mit Maxima 14.3. und 246 Tieren, 23.3. mit 195 Tieren und 31.3. mit 344 Tieren |
2012 |
1790 |
10 |
1 |
1801 |
1.3.-7.4. |
7.4. |
Haupt-Wanderperiode am 23.3.mit 290 Tieren |
2013 |
1583 |
1 |
1 |
1585 |
7.4.-18.4. |
? |
Haupt-Wanderperiode am 12.4.mit 425 Tieren |
2014 |
1007 |
0 |
11 |
1018 |
15.3.-8.4. |
? |
Haupt-Wanderperiode zweigipfelig mit Maxima am 18.3.mit 142 Tieren und zum 1.4. mit 57 Tieren |
2015 |
1181 |
0 |
9 |
1190 |
10.3.-16.4. |
? |
3 Haupt-Wanderperioden 18.-20.3. (Tagesmax. 64 Kröten.), 28.-31.3. (Max.200), 9.-12.4. (Max.207) |
2016 |
949 |
19 |
13 |
981 |
21.3.-13.4. |
Erstmals Gesamtzahl unter 1000!,Haupt-Wanderperiode 30.31.3. (Tagesmax. 132 Kröten), 3.-5.4. (Tagenmax. 171 Kröten) |
|
1991- |
49273 |
6485 |
1485 |
57249 |
|
|
|